Prosa

DISTANZ. Ein Nachmittag.

(ein literarischer Gedankenfluss)

 

Disability. Disconnection. Disposition

Disponibile. – Non Sono disponibile. Chiamami piu tardi.


Interessant. Innovativ sah die Welt da draußen aus. Integrieren muss man, will man, kann man???Interagieren muss man. Irreversibilität ist ein illusionärer Irrtum des Irrealen. Infolge: Interaktion ist irreal. 


Sucht. Die Zeit ist die Sucht. Sehnsüchtiges Streben nach alldem vergangenem und verflogenem. Schwammiger Stolz stieß gegen die Wand der unüberwindbaren Vergesslichkeit.


Tausende Töne trommeln tapfer an der traurigen Täuschung der Tauglichkeit. In den tiefsten Träumen tauchte die tägliche Trägheit der Seele.


Abgrund. Abriss. Abbruch. Abstinenz deiner Nähe. Ein abartig klebriges Gummiband. Ich zog an einem Ende und wurde an die andere kräftig herangezogen – zurück zu den nicht Existierenden, in die schwarze Hole der Abwesenheit. Ahnungslosigkeit angelte andauernd andere Eindrücke und verschluckte meine Gedanken.


Neugier zu den Neuen. Neubeginn. Neuanfang. Nie mehr nährten sich nachts unsere Sterne. Nur der Schatten, die dunkle Schleife hinter unseren Körpern spiegelt die zurückgelegte Strecke wider.


Zärtlich zog der Zorn an dem zierlichen Faden unserer Güte und öffnete die verleugnete Tür zu der unaufhaltsamen Erkenntnis: der Weg zurück war unumkehrbar. Zerbrochene Nähe lag nackt auf dem bunten Teppich des Daseins.

 

Disponibile.

Disposition. Disintegrity. Distraction. Dispersion.

Distanz.


I am not here anymore. I am not there anymore. I am nowhere. Somewhere in-between. Between you and me. Between them and us. Between the time. Behind the borders of our different lives.

Ich schließe meine Augen. Ich strecke meine Hand dir entgegen. Beinah spüre ich deine Wärme. Kitzelnd laufen die Gefühle meinem Bauch entlang. Meine Finger berühren leicht Deine Seele. Beinah fangen sie sich im Netz deiner Zärtlichkeit. Meine Augen wollen in dich hinein. Erweiterte Pupillen schimmern die Farben der Welt und verschlossene Lider öffnen sich instinktiv: das dunkle kleine Zimmer am späten Nachmittag zum hunderten Mal. Ich sehe nur den alten Stuhl in deinem illusionären Präsenz und so realen Abwesenheit.


Sono indisponibile come sempre.

Una storia comincia con una prima parola.

Una storia finisce con profondo silenzio.

 

-        Ich schicke dir eine Postkarte.

-         Ich will aber deine Postkarte nicht. Komm einfach hierher.

-        Du weißt es doch. Ich kann nicht.

-        Du willst nicht, sei mal ehrlich.

-        Wollen und können sind zwei verschiedene Sachen. Ich kann wirklich nicht.

-        Das sagst du immer. Andere aber können, nur du nicht….

-        Sei bitte nicht kindisch. Es ist die Realität. Ich versuche immer, wenn es geht. Du weißt es doch

-        Ich will diese Realität aber nicht

-        Ich auch nicht aber was soll ich denn machen? hallo?…hörst du mich? hallooo?????????????????????????

 

Ich schließe meine Augen. Die Frühlingsvögel singen das Lied des Neuankommens.

Die neu gestrichenen Wände sind mit den Bildern geschmückt.

Ein ganz neuer bequemer Stuhl in meinem hellen Zimmer am Spätnachmittag.

Einen von hunderten. Ein neuer eintöniger Bodenteppich ohne das Abdrücken eines Präsenz.

Nur die Pflanzen sind alt. Sie überleben alles.

Zu stark ist die Widerstandkraft in ihnen – wer hätte es gedacht.

Sie überwinden Vergesslichkeit, vergessen den Umzug und Abwesenheit.

Sie sehnen nicht nach der Zeit nur der Sonne, aber sogar die Sonne brauchen sie in Maßen.

Sie brauchen keine langen Sätze oder zärtliche Worte.

Sie genießen die Stille, aber auch der Klang. Sie fragen nichts und antworten kaum.

Sie wollen keine Postkarte und die Strecken ist ihnen egal.

Es ist spät Nachmittag, einer von tausenden an dem die Ruhe endlich herrscht.

Sono qui e sono dacordo.

 

28.04.2019

 

© Olga Kovalenko

 

 

 

Der Tropfen


Ein kalter Tropfen auf den warmen Handflächen. So tropfen die Erinnerungen....


Die verlorenen Ohrringe liegen irgendwo auf den Straßen des Gedächtnisses.


Es ist heiß im eigenen Körper. Es ist kalt in der eigenen Seele.


Muss man sich schon mal gefunden haben, um verlieren zu können?

Oder reicht ein einmal gewesenes, leichtes Lächeln in dem Spiegel deines Bewusstseins?


Was ist, wenn das Offensichtliche so offensichtlich ist, dass es uns blendet, und wir gezwungen werden, in die Richtung der Dunkelheit zu schauen?

Was ist, wenn die Fragen nicht nur einfach die Fragen sind, sondern die treibende Kraft?

Was ist, wenn die gesuchten Antworten nie zu finden sind?


Es tropft eiskaltes Wasser in die warmen Hände. Das Zittern als Zeichen einer einfachen Empfindung.


Die einzelnen Ohrringe hängen an dem Faden. -

Eine Kette aus zufälligen Verlusten, die dich nach einer Weile mit ihrer Schönheit bewundert.


Was ist, wenn das Suchen nicht wirklich das Suchen ist,

                                         sondern eher das Finden, das  noch nicht verwirklicht wird?


Was ist, wenn das Offensichtliche so offensichtlich ist,

                                        dass es mich blendet, und ich kann nicht mal die Dunkelheit erkennen?


Was ist, wenn........................................................................................................................


Und ich halte meinen Kopf unter dem kalten Wasser. Es tropft…


In dieser Sehnsucht nach mir selbst habe ich mich letztendlich verloren


16.02.2014


© Olga Kovalenko



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