Olga Kovalenko
Der Spiegel.
In Andacht an E. Bloch „Das Prinzip Hoffnung"
Was uns der Spiegel erzählt,
bleibt rauschend in unseren Ohren,
der reelle Verstand ertrinkt In der Beschreitung von verlassenem Tor
Zu einem Nirgendwo-Land.
Was uns der Spiegel besagt,
zündet die einzige Kerze an,
in dunkler Kelleranstalt
ohne jegliche Treppen und Grenzen
ohne Gitter und Spinnennetze
ohne Hunger und Gewalt,
ohne Leiden und Krankheit,
nur das Leichte und Schwebende.
In losem Verbleiben
brennt diese Kerze
mit heiligem Scheinen
beruhigt die Herzen
durchbricht die Schatten,
Mit dem blauen Licht
Verspottet das Reale
und den hungrigen Wicht
des alltäglichen Schadens
Was der Spiegel erzählt,
öffnet sich wie ein Zelt
über unserem Haupte
deckt vertraut
die Gedankensperre
fällt zu Boden
wie schwerer
weißer Schnee
bereinigt,
leuchtet warm in unseren Äuglein
schafft den Ausgang
zum anderen Äußeren
unserer magischen bunten Welt,
öffnet sich wie ein zartes Zelt
über unserem müden Haupte
und versteckt mit der Liebe
vertraut
unseren Herzensverstand.
Was der Spiegel besagt,
ist eine Tür, eine kleine Öffnung
zu der Traumgestalt – das Prinzip Hoffnung,
in dem Zeitgeist und deines Selbst.
21.11.2020
© Olga Kovalenko
There are thousand flowers of undefined earth
There are thousand flowers of undefined earth
There are thousand ages of no-one glory
There are thousand songs of unknown birds
There are thousand words but no story
There are thousand suns of unthinkable darkness
There are thousand rainbows in no-one sky
There are thousand streams of no brightness
There are thousand words and still many lies
There are you and me of no silence
There is a silence but no us
There are thousand tears of no pain
There are thousand laughs but no face
There are thousand rules of unknown game
There are thousand reign and no race
There is you and me of non-existence
There is existence of unforgettable lives
There are a million roads but no distance
There are a million sparkles of forbidden lights
There is you and me and no silence
There is a silence of you and me
There is a million, thousands of Nos
But still one magic sign
To find
Behind
The deepest Sea
Of our consciousness
15.01.19
© Olga Kovalenko
Erinnerung
Ich.
Nicht.
Irgendwann.
Und Dann?
Ich sammle die Gefühle wie die Tropfen in meinen Händen:
Gestrickte schwarze lilafarbene Handschuhe verbergen die Wärme der leicht trockenen kühlen Haut.
Lippenfeuchtigkeit auf den schämenden Wangen.
Die schnellende Zunge der Wirklichkeit fördert den wechselnden Wind der Gedanken.
Suchende Finger ankern auf der Brust und tasten unsicher die Wahrnehmung.
Flüsternd ruft die Vernunft nach der Enthemmung und klebt den gepolsterten Rücken gegen die gefrorene Wand.
Verlorene Hand
spielt mit dem schwarzen Haar.
Das perfekte Paar
für den Tanz
in der Nacht aus Glanz
der Zufälligkeit.
Du.
Und dann.
Irgendwann.
Ein Blick.
Wimpernschlag schneidet die Luft in die winzigen schneeweißen Perlen:
Giftig grüne Jacke ummantelt die Taille; presst den zierlichen Körper an sich.
Ein bisschen Weisheit an den Schläfen zieht leidenschaftlich den Sinn an; verlockend streichelt die Sicht aus dem Gefängnis der Pupillen.
Unbiegsamer Wille beugt sich, kniet nieder, küsst die feuchte Würde des Verloren Seins und wird mit ihr eins
Wir.
Und dann.
Irgendwann.
Erkannt.
Die Erinnerung klebt:
an der frischen Haut der langen Finger,
an dem süßbrennenden feuer-sauren schüchtern-frechen Zunge,
an den müden Schläfen und leicht behaarten Wangen,
an der Dunkelheit des Zufalls und der rauschenden Strömung der Gedanken.
Sie klebt fest an deinem Gürtel und meinem Briefkasten; eingraviert in der Kante meines Schlüssels.
Die Staubkörner "jetzt bitte geh" liegen verstreut im Foyer.
Die gebissenen Lippen und das leichte Grinsen hängen an der Türklinge.
Das Zwinkern des Versprechens berührt die Stirn und entkommt dem Sinn
Der mühsam abwaschbare Stempel der Realität:
Es verbrennt alle Winterbäume und Schneeflecken,
Fußabdrücke und flüsternde Gespräche
bis zum letzten Knirschen
Und dann?
Irgendwann.
Ein Spiegelbild:
Du
Ich
Zerbrechlich und offen
gegenüber -
die Erinnerung.
15.03.2017
© Olga Kovalenko
Ich brauche…
Ich brauche manchmal nur mich
und das Sonderlicht
des Erwachens,
dass im finsteren Dunkel bricht,
der singende Klang jemandes Lachen…
Ich brauche manchmal nichts
mehr als einen Augenblick zu haben,
in dem ich mich als Lehrer betrachten
kann, wie eine fremde Welt ohne sichtbare Grenzen;
einen seltsamen Weg mit den tausend möglichen Windungen
zeigend in die verschiedensten Richtungen
und allen möglichen Wenden;
eine unfertige raue Gestalt ohne Anhalt, die man zum Vollenden
bringen will;
und vielleicht noch, dass es still
ist
dass man endlich vergisst,
diesen Lärm der Verpflichtung.
Und ich brauche noch meine Dichtung,
die wie ein dünner Faden in jegliche Richtung
mich in die Ferne zieht und mich an die Freiheit bindet.
Die Muse, die alles lindert,
eines jeden einzelnen Schmerz,
und erschöpft dieses Netz
von strömenden Gedanken,
die in mir so fest verankern,
die wie eine Magie erstehen,
und im Chaos der Welt vergehen,
ohne eine Antwort zu finden,
wie die Vögel in jungen Linden,
in den fallenden Blättern der Wind;
dass man sich einfach die Zeit nimmt,
zum Betrachten,
zum Spüren,
zum Fühlen
für das Achten
auf die eigenen Gefühle
zum Erachten des Lebens,
das sich eben in jedem Begreifen
und Reifen
der einfachen Dingen versteckt,
im Antlitz der Einfachheit selbst…
— Aber es war erst
fünf Uhr
noch eine ganze Stunde
der Arbeit am langweiligen Tisch.
Das Papier lag durcheinander vermischt
und ich könnte nichts Nützliches finden
Kaffee könnte die Schlafsucht nicht lindern
nur die Zunge verbrennen.
Ich hörte das laute Reden
auf der Straße.
Ich hätte den Raum so gerne verlassen
aber es war erst fünf Uhr
eine Enttäuschung pur…
Ich brauche manchmal nur mich
Dezember 2014
© Olga Kovalenko